Pro & Kontra - Extratrainingseinheiten, ja oder nein?

5. März 2018

PRO

Claudio Zemp, Trainingstier, hat unter null Verständnis für Feiertage und andere Gründe, Lektionen ausfallen zu lassen. Was, heute kein Sport?! Das darf nicht sein! 

Erstens: Nur ein Tag mit Schweiss und Schmerzen ist ein guter Tag. Zweitens: Lieber zwei Lektionen als gar keine. Diese beiden Leitsätze geben mir Halt. Seit ich mich als Extremsportler fühle und keine Pause mehr zulasse, komme ich nicht auf dumme Gedanken.

Es ist immer was los: Am Morgen lüpft es mich mit magnetischer Magie wie von selbst aus dem Bett, weil ja noch vor dem Zmorge die erste Session ansteht. Schwäche? Verboten. Zweifel? Nie gehört. Meine Beine sagen mir dann schon, wenn es gut ist. Sonst einfach ein Scheit nachlegen.

Nachsitzen? Aber sicher! Freiwillig? Ja gern! Wer fliegen will, muss nach den Sternen greifen. Den Mond aber erreichst du nur mit Anlauf. Das gewisse Extra an Einsatz ist der Punkt auf dem i.

Ja, ich höre die kritischen Stimmen, die meinen, ich sei zu hart, zu fordernd, ich würde alles übertun. Sie sagen, Ermüdungsbrüche seien kein Gerücht. Sie singen Loblieder auf Pausen und Wellness. Das übliche Theoriegedöns.

Womöglich bin ich übergeschnappt, weil ich zu viel Zuckerwasser gesoffen habe. Egal, ich bleibe dabei: Man kann im Turnen nicht zu viel tun, rein mental jedenfalls, das ist so beim Hirn: Das einzige Organ, das man nicht überbelasten kann, amtlich bestätigt. Feiertage sollte man auf den Mond schiessen. Und sowieso, ich bin noch nicht am Ende, wo sind Eichen auszureissen? Was ist los, hallo, wo seid ihr alle? Ach, ist es schon wieder vorbei?

 

Kontra

Thomas Borowski, kommt als Hobbysportler auch mittelmässig trainiert bestens über die Runden. Für Extra-Trainingseinheiten sieht er auf seinem Leistungsniveau keinen Bedarf.

«Weniger ist mehr» klingt nach einer abgedroschenen Binsenweisheit, trifft aber im Kern meine Einstellung zum Thema Extratrainingseinheiten perfekt. Nein, lautet die klare Antwort immer wieder, wenn die Frage im Unterbewusstsein auftaucht, ob heute nicht doch noch ein Extratraining angebracht wäre? Eine Frage, die sich erstaunlicherweise immer dann in meine Hirnwindungen einschleicht, wenn die warme Badisaison vor der Türe steht.  Dann nämlich haben alle mehr oder weniger eitlen Zeitgenossen unweigerlich das Gefühl, sich mit Übertraining wieder kurzfristig in Form bringen zu müssen. Meine Meinung dazu: Alles Extratrainings-Mumpiz!

Denn wer sich im Training die Gesichter der «Ästhetikturnerinnen und -turner» in ihren Extrarunden anschaut, der erkennt eines ganz klar: Spass sieht anders aus. Ja, ja... «no pain, no gain» kommt jetzt bestimmt wieder als Gegenargument. Auch da vertrete ich gerne eine dezidierte Meinung: Hobbysport soll Vergnügen bereiten und in dem Masse betrieben werden, das dem eigenen Körper und dem individuellen Trainingsstand entspricht. Was nützen all die Extratrainingseinheiten, wenn der Körper dann mit Verschleisserscheinungen und Ermüdungsbrüchen antwortet? Nichts! Gar nichts!!

Die eigenen Schwächen erkennen und mit vernünftigem Trainingsmass gezielt – und vor allem und wenn immer möglich über das ganze Jahr regelmässig verteilt – probieren, die eigenen Mankos zu beheben. Mein Fitness-Credo, dem ich seit Jahren treu bleibe, das mir gut tut und das ich jedem nur empfehlen kann. Es hilft, sich mit überlegter Dosierung und guter Regeneration vor Übertraining zu schützen. Deshalb halte ich mich im sportlichen Zweifelsfall an das schöne Sprichwort: „If in doubt, leave“.

 

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Der nächste Blogbeitrag erscheint am Montag, 19. März 2018.