Pro & Kontra - Marken-Fetischismus: angesagt oder uncool?

27. Februar 2017

PRO

Thomas Borowski, 50 Jahre, ASVZ- und Hobby-Sportler, vertraut bei immer mehr Sportarten auf funktionale Markenbekleidung, leider (immer noch) ohne Sponsor.

Ja, ich gebe es offen und ehrlich zu: Im Sport gibt es immer wieder Situationen, in denen ich qualitativ hochwertige Markenkleider ganz besonders mag – oder mir des öfteren zerknirscht eingestehen muss, dass es ein Fehler war, aus Kostengründen die Billigvariante gewählt zu haben. Erst kürzlich wieder, auf dem Mountainbike, in der Anfahrt zur steilsten Abfahrt überhaupt, bleibt der Hosenboden meiner schlabrigen Billig-Bikeshorts bei der Gewichtsverlagerung doch glatt am Sattel hängen... die Folgesekunden – kein schöner Anblick!

Oder eines meiner verbleibenden «no name»-Shirts, welches in der Body-Combat-Lektion praktisch ohne Unterbruch gegen den Bauchnabel hochrutscht... mühhhhsam, sag ich da nur. Auch wenn ich es im Sportladen aus Budgetgründen manchmal nicht wahrhaben will – zur Vermeidung der eben genannten Situationen würde sich der Griff zur Markenbekleidung wohl immer bezahlt machen. Es ist einfach so. In vielen Fällen bieten Markenprodukte mehr Qualität.

Darum gehöre ich auch zur Käuferschaft, die es liebt, von entsprechend hochpreisigen Sportartikeln das ganze Etikettenbüschel am Produkt von vorne bis hinten durchzulesen. Weil: Mit all dem Wissensplus steigt der Wert der Bekleidung gleich nochmals an. Und seien wir doch ehrlich: Es fühlt sich immer einen Tick besser an, in der Markenkleidung sportlich unterwegs zu sein, Funktionalität hin oder her. Und überhaupt: Mit Marken-Fetischismus hat das nichts zu tun, denn was Federer, Nadal, Messi, Ronaldo und Co. anhaben, macht auch aus mir ein besseres Ich, wetten?

 

KONTRA

Claudio Zemp, 41 Jahre, TV-Sportler und Werbeopfer, träumt von einem eigenen Sportlabel. Das Maskottchen hat er schon: Josy, der tollste Frosch von Mexiko!

Just do it. Impossible is nothing. I am what I am: Rate mal, welche Marken* hinter den Claims stecken? Nummer 1 ist klar: Die Göttin des Sieges. Aber Nummer 2? Das kann unmöglich Toyota sein. Richtig, ganz im Gegenteil.

Nichts gegen Marken, ich liebe Brands, weil sie beliebig austauschbar sind. Hohle Hüllen! Meine Schuhe sind von Nike. Oder ist es Puma? Mir ist es egal, ob der Schlirgg obsi zeigt oder nidsi. Hauptsache, der Schuh passt. Dank sparsamem Gebrauch hält meiner übrigens schon seit Jahren.

Dazu trage ich eine uralte, unverwüstliche Jacke von Nabholz und eine blaue, markenlose Trainerhose aus dem Brocki. Die ist sogar genäht, nach einem Sturz beim Waldlauf. Aber Risse sind ein Zeichen von Einsatz.

Wenn mir mal ein Teil fehlt, etwa für die Velosaison, gehe ich als Sparfuchs zuerst in den Fundsachenverkauf. Dort findet man Helme und Sonnenbrillen bis zum Abwinken. Letztes Jahr habe ich ein superenges, oranges Merino-Trikot zum Spottpreis erstanden. Ein Einzelstück! Die Marke? Irgendwas Gletscheriges. Macht Head nun eigentlich Federers Tennisschläger oder die Skis von Weltmeister Feuz? Als Laie pfeife ich darauf wie eine Rossignol. Gibt es diese Marke noch?

Ich besitze ein T-Shirt mit dem Label «no name». Es hat leider kein Logo, da haben sie wieder gespart. In meinen Joggingträumen denke ich mir gern aufgestickte Botschaften dazu, zermürbende Signale an die Gegner, wie «Folge mir» auf dem Rücken. Oder vorne, für den Renn-Sonntag: «bis eis brüelet!» 

* Der Form halber noch die Auflösung, 3-2-1: Reebok, Adidas, Nike. Whatever, let’s just go!

 

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