Pro & Kontra - Sportliche Neujahrsvorsätze umsetzen, ja oder nein?

22. January 2018

PRO

Thomas Borowski, mag Neujahrsvorsätze, weil sie den Zweck haben, im neuen Jahr sein sportliches Gewissen zu plagen. Sein Ziel für 2018: Mindestens eine neue Sportart kennenlernen.

Welcher Neujahrsvorsatz-Typ bist du? Magst du dich gesünder ernähren, mehr Zeit mit Familie und Freunden verbringen, Stress abbauen, mehr Zeit für dich selbst haben oder willst du mehr Sport treiben? Alljährlich stehen diese fünf Vorsätze in der Top Ten-Liste – nur eingehalten werden sie leider von den Wenigsten. Die Halbwertszeit von Vorsätzen liegt im Durchschnitt bei drei Monaten, nur knapp über 50 Prozent halten sich länger als diese Zeitspanne an ihr selbst gesetztes Ziel. Ich gehöre definitiv zur Bevölkerungshälfte, die sich das Jahr über an ihren Sportvorsatz hält – weil ich es mir wert bin!

Das Gute an Neujahrsvorsätzen liegt doch auf der Hand: Sie kosten nix und kitzeln das Unterbewusstsein immer mal wieder mit der Erinnerung an die gesetzten Ziele. Was man sich vor Ende des letzten Jahres bewusst vorgenommen hat, wird einem im wörtlichen Sinn wieder «vorgesetzt». Auch du solltest es dir wert sein, an deinem Sportvorsatz festzuhalten und diesen in die Tat umzusetzen. Denn kaum etwas ist so befriedigend, wie der Moment nach dem Training, wenn man sich überwunden und den Vorsatz in die Realität umgesetzt hat. Neujahrsvorsatz sei Dank, mich machen diese Augenblicke jeweils stolz.

Kontra-Kollege Zemp mag noch so viele Gründe gegen Neujahrsvorsätze zusammenklauben, aber im Grunde müsste auch er ehrlich zugeben: Wer einen Vorsatz fasst und sich schon bald nicht mehr daran hält, der ist in seinem Innersten unglücklich. Unzufrieden mit sich, mit seiner Schwäche und mit der Tatsache, schon wieder keine Ausdauer gezeigt zu haben. Wer argumentiert, Vorsätze sind da um gebrochen zu werden, der hat das Wichtigste nicht verstanden: Eingehaltene Neujahrsvorsätze sind das Redbull der Glückseligkeit.

 

Kontra

Claudio Zemp, Berufsoptimist, wählt seine Ziele immer zu spät, zu früh oder extra extrem, weil man sonst nicht spektakulär auf die Nase fallen kann. Scheitern ist schön.

Anfänge sind herrlich: Aus der Startrampe schiessen wie Ben Johnson in Seoul 1988. Nein, falsch. Nochmal neu, ein besseres Beispiel, auch aus der Leichtathletik. Die legendären Fehlstarts von Jürgen Hingsen im 100-Meter-Lauf, gleiche Olympiade, erster Wettbewerb im Zehnkampf. Dreimal zu früh los ging der bestaussehendste, austrainierteste Favorit aller Zeiten. Und vorbei war der Kampf.

Was lernen wir daraus? Übermotivation nützt zwar nichts, hat aber einen realen Unterhaltungswert. Natürlich ist es heute, wo das Jahr noch jung ist, für viele Sachen bereits wieder zu spät: «Es guets Nöis!» durfte man streng nach Omis Regeln am Dreikönigstag zum letzten Mal wünschen, sonst outet man sich als Ewiggestriger. Wer aber in den ersten zwei Wochen 2018, der Schonfrist für Faule, noch keinen Sport getrieben hat, der sollte es ganz lassen. Das wäre gesünder, gerade für das Gewissen.   

Vorsätze sind nicht per se schlecht. Nur wer es immer wieder probiert, spürt seine Grenzen. Ja, Trump sollte sich vornehmen, endlich mit Twitter aufzuhören. Noch besser wäre nur, wenn er es auch täte. Gegen Klassiker wie Nichtrauchen, Fettverbrennen und Adrenalinschübe ist nichts einzuwenden. Man tut gut daran, sich Dinge vorzunehmen. Aber bitte nicht nur an Neujahr. Denn die Konkurrenz hat ihren Fünfjahresplan schon längst verabschiedet. Und der Chefcoach gab den Tarif vor Monaten durch. Die Hürden, die einem das Leben in den Weg stellt, sind hoch genug. Sie richten sich nach keinem Kalender. Sport soll Spass machen, da gibt es keinen Unterschied zum Dessert. Also viel Glück am Buffet, und los!

 

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